Hexentränke I
Ein bei Vollmond geschnittenes Mistelblatt, ein Käferbein, zwei Spinnenweben, fünf Tropfen Ochsenblut -so klangen sie, die Rezepturen der Liebestränke, Beschwörungen und Verwandlungszauber, wie sie in den Romanen und Märchen unserer Kindheit vorkamen.
Doch nicht nur da, auch in unserer scheinbar so modernen Gesellschaft sind solche abenteuerlichen Ingredienzien verbreitet. Letztens fiel mir in der Drogerie auf, dass für Shampoos nicht nur mit Extrakten von symbolträchtigen Früchten wie Aprikose, Orange oder Kokosnuss geworben wird, deren Präsenz im Waschmittel leicht nachvollziehbar ist. Etwas komplizierter wird die Werbebotschaft, wenn von "natürlichem Honig aus Blütennektar", Rosenöl, Weizenkeimöl oder Feigen (erfahrungsgemäss weiss ich, dass getrocknete Feigen eher unbeliebt sind, geschweige denn Frische) die Rede ist. Multivitamin und Milch mögen zwar gesund sein, ob das aber geeignet für meine Haarpflege ist? Am Skurrilsten waren jedoch die Mittel, die sich mit Nerzöl, Algen und Pferdemark brüsteten. Möglichweise wirken sich diese Inhaltsstoffe tatsächlich vorteilhaft auf die Haare aus, doch ist es aus marketingtechnischer Sicht geschickt, wenn der Kunde liest, dass dort Pferdemark beigemischt wurde?
Dann gab es noch ein paar Exoten, die ihre Werbewirksamkeit wohl durch ihre Unbekanntheit erreichen sollten, unter anderem Kera, ein Protein, dass für die Bildung und Transparenz der Hornhaut zuständig sein soll und Propolis, ein Gemisch aus Baumharz und Nektar, dass von Bienen produziert und im Bienenstock zum Bau verwendet wird, nebenbei ein Antibiotikum.

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